Auch im Seuchenjahr 2020 gab es Gewinner – und beim Blick auf die TV-Quoten gehören ganz eindeutig die Nachrichtensender dazu. Mit ihrer umfangreichen Berichterstattung zur Corona-Krise, aber auch anderen Ereignissen wie der Präsidentschaftswahl in den USA ist es sowohl ntv als auch Welt gelungen, ihre Quoten auf neue Rekordwerte zu steigern. Am besten gelang das ntv: Um einen halben Prozentpunkt steigerten sich die Kölner, die damit bei den 14- bis 49-Jährigen auf 1,4 Prozent Marktanteil kamen. Welt konnte sich im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozentpunkte auf 1,3 Prozent verbessern.
Ihre stärksten Monate hatten beide Sender übrigens zu unterschiedlichen Phasen des Jahres. Während ntv am stärksten im März war und den Marktanteil in diesem Monat auf herausragende 2,1 Prozent in der Zielgruppe steigerte, brach Welt im November die eigenen Rekorde und erzielte 1,7 Prozent. Beachtlich sind die Erfolge beider Sender auch deshalb, weil sie vor allem mit klassischem Nachrichtenfernsehen eingefahren wurden – mit den Krisen des Jahres ging eine massive Ausweitung der Live-Berichterstattung einher, sodass Dokus und Reportagen zurückgedrängt wurden. Welt aber auch damit erfolgreich und sammelte mit seinem Ableger N24 Doku weitere 0,4 Prozent Marktanteil ein.
Nicht so stark wie für ntv und Welt ging es 2020 für Phoenix nach oben, doch mit einem Marktanteil von 0,8 Prozent war der öffentlich-rechtliche Sender bei den 14- bis 49-Jährigen zumindest so erfolgreich wie seit drei Jahren nicht mehr. Beim Gesamtpublikum reihte sich Phoenix mit 1,1 Prozent zwischen ntv und Welt ein. Um jeweils 0,1 Prozentpunkte steigerte sich zudem Tagesschau 24, das nun immerhin 0,4 Prozent Marktanteil schaffte. Zu den Gewinnern des Jahres kann sich aber auch ZDFinfo zählen, das auch ohne Tagesaktualität so erfolgreich war wie nie: Um weitere 0,2 Prozentpunkte steigerte sich der Sender bei den 14- bis 49-Jährigen – auf tolle 1,7 Prozent. Im Juli und August hatte es zeitweise sogar zwei Prozent gereicht.
Kindersender tun sich schwerer
Im Bereich der Kindersender hat Super RTL seine Marktführerschaft auch 2020 behaupten können. Zusammen mit dem Timeshift-Ableger Toggo Plus verzeichnete Super RTL im Schnitt einen Marktanteil von 20,7 Prozent in der Kernzielgruppe der 3- bis 13-Jährigen. Allerdings bedeutete das gegenüber dem Vorjahr ein Minus von fast einem Prozentpunkt und den schwächsten Wert seit 2016. In ähnlicher Höhe verlor auch der öffentlich-rechtliche Kika, der mit 16,8 Prozent Marktanteil so schwach war wie seit 14 Jahren nicht mehr. Man muss mittlerweile schon mehr als zwei Jahre zurückgehen, um einen Monat zu finden, den der Kika mit über 20 Prozent Marktanteil abschloss.
Einen echten Gewinner im Kindersegment gibt es nicht, denn der Disney Channel konnte seinen Aufwärtstrend in den vergangenen zwölf Monaten nicht fortsetzen. Mit im Schnitt 12,6 Prozent lag der Sender bei den 3- bis 13-Jährigen einen halben Prozentpunkt unter dem Wert von 2019. Besonders bitter lief es im Dezember mit gerade mal 8,5 Prozent – das war der erste einstellige Monatsmarktanteil für den Disney Channel seit eineinhalb Jahren. Noch härter traf es zum Jahresausklang allerdings den Konkurrenten Nickelodeon, der sogar auf miserable 4,7 Prozent abstürzte. Im Jahresschnitt blieb der Sender mit 6,4 Prozent immerhin stabil. Vor fünf Jahren hatte Nick jedoch noch bei mehr als neun Prozent gelegen, 2014 landete man zuletzt vor dem Disney Channel.
Blickt man auf die 14- bis 49-Jährigen, dann gehörte Super RTL auch hier zu den größten kleinen Sendern. Auf durchschnittlich 1,9 Prozent Marktanteil brachte es der Sender in der klassischen Zielgruppe, weitere 0,3 Prozentpunkte sammelte Toggo Plus ein. Der Disney Channel blieb auch hier mit 1,2 Prozent auf Abstand zu den Kölnern. Vor einem Jahr hatte es noch für 0,2 Prozentpunkte mehr gereicht. Und der Trend zeigte zuletzt nach unten: In den letzten drei Monaten dres Jahres musste sich Disney mit nur noch jeweils 1,0 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen begnügne.
Dritte legen zu, MDR so stark wie noch nie
Zum Abschluss noch einmal ein Blick auf echte Gewinner: Die Dritten Programme waren 2020 nämlich so gefragt wie seit 16 Jahren nicht mehr. Zusammen kamen die Sender bundesweit auf einen Marktanteil von 13,7 Prozent, was 0,4 Prozentpunkte mehr sind als 2019. Der Erfolg hängt nicht zuletzt mit steigenden Quoten der Regionalmagazine zusammen: Ob „Lokalzeit“ oder „Hessenschau“ – fast überall wurden neue Rekorde aufgestellt, was vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie nicht sonderlich überrascht. Am beliebtesten war dabei das MDR Fernsehen, das mit einem durchschnittlichen Marktanteil von genau 10,0 Prozent so gefragt war wie noch nie. Das waren noch einmal 0,2 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr.
Den zweiten Rang unter den Dritten belegt das NDR Fernsehen, das auf 8,0 Prozent im Norden kam und sich auf den besten Jahreswert seit 2014 verbesserte. Zugleich behauptete das „Nordmagazin“ aus Mecklenburg-Vorpommern seine Spitzenposition unter den Regionalmagazinen: Die tägliche Sendung verzeichnete 2020 im Vorabendprogramm einen durchschnittlichen Marktanteil von 33,6 Prozent. Insgesamt schalteten täglich im Norden 1,36 Millionen im Schnitt die 30-minütigen Landesprogramme im NDR Fernsehen ein, 220.000 mehr als im Jahr zuvor.
Als größter Gewinner unter den Dritten tat sich jedoch das WDR Fernsehen hervor, das seinen Marktanteil im Vergleich zum Vorjahr um einen ganzen Prozentpunkt steigerte und im Schnitt in Nordrhein-Westfalen auf 7,7 Prozent Marktanteil kam – am BR kam der West-Sender damit aber nicht vorbei. Bundesweit lag der WDR mit 2,5 Prozent Marktanteil hinter dem NDR Fernsehen, das es hier sogar auf 2,7 Prozent brachte. Allerdings spricht der WDR ein jüngeres Publikum an als die Kollegen aus dem Norden: Bei den 14- bis 49-Jährigen erzielte der WDR im Schnitt einen überzeugenden Marktanteil von 1,3 Prozent.